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Jede Krise, die bewältigt wird, macht stärker


"Coronakids und die Folgen der Pandemie" lautete das Thema des Vortrags von Dr. Nicole Strüber am Montagabend im Festsaal des Klosters Roggenburg. Rund 120 Besucherinnen und Besucher waren der Einladung  der Bildungsregion des Landkreises Neu-Ulm, des Bildungszentrums für Familie, Umwelt und Kultur am Kloster Roggenburg, und der Volkshochschule Neu-Ulm gefolgt.

Freuten sich über die große Teilnahme (von links): Pater Roman Löschinger, Sonja Seger-Scheib, Bildungsbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm, Karin Bertele, Bildungszentrum Kloster Roggenburg und Carolin Gehring, Geschäftsführerin der VHS Landkreis Neu-Ulm

"Was müssen wir jetzt tun, um unsere Kinder vor den Folgen der Pandemie zu schützen?" war die Frage des Abends. Dr. Strüber lieferte Antworten darauf, was Kinder brauchen, um sich gut entwickeln zu können. Stress beeinträchtige die Bildung von Erinnerungen und das Lernen. "Kinder sollten sich in einem entspannten Umfeld befinden, damit sie ihre Umwelt entdecken können", weiß die promovierte Neurobiologin. Vor allem das "Kuschelhormon" Oxytocin motiviere zu sozialem Verhalten, denn es stärke das Vertrauen in die Eltern und die Gleichaltrigen. Die Lockdown-Phasen machten dies zunichte.

Kleinkinder lernen im Spiel, ihre Gefühle zu kontrollieren

Dabei brauchen (Klein-)Kinder diese Erfahrungen mit anderen, um sich spielerisch zu messen und eigene Gefühle wie Angst und Wut auszuhalten. "Als sichere Basis braucht es die Eltern, die Ruhe und Sicherheit vermitteln", sagte Dr. Nicole Strüber. Durch die Angst, an Corona zu erkranken oder durch Streit in der Familie sei diese Ruhe abhandengekommen – zum Leidwesen für das Kind, das sich seine Gefühle nicht aussuchen kann.

Für Jugendliche werden Freunde wichtiger

Gefühlsregulation als Stichwort des Vortrags trifft auf die Jugendlichen zu, denen in der Pubertät die Freunde wichtiger sind als die Eltern. Letztere müssten Verständnis aufbringen und Sicherheit für das Kind bieten. Jugendliche brauchen ihre Altersgenossen, um beispielsweise ihre Überzeugungen auf Haltbarkeit zu prüfen und in Beziehungen Halt zu finden. Auch das fehlte während der Hochphase der Corona-Pandemie: Homeschooling war an der Tagesordnung. Dazu kamen gestresste Eltern, die ihre Gefühle auf die Kinder übertragen und sie so in ihrem Lernfortschritt gehemmt hätten. Das Ergebnis: Die Kinder waren gestresst, konnten weniger gut lernen und seien verhaltensauffälliger geworden. Auch die sogenannte Stressregulation war beeinträchtigt: Jungen und Mädchen konnten mit ihren Gefühlen nicht richtig umgehen.

Dr. Nicole Strüber, aus Buxtehude angereist, bei ihrem Vortrag

Dr. Nicole Strüber: "Stress reduzieren und Ruhe-Inseln schaffen"

"Gemeinsam Stress reduzieren, Ruhe-Inseln schaffen und Zeit füreinander finden", schlug Dr. Strüber als Lösungen vor. "Pandemie und Krieg sind besondere Situationen, in denen wir uns nicht so verhalten wie immer" – dann sei es umso wichtiger, "Prioritäten neu zu setzen und Verschiebbares zu verschieben". Die Devise laute also: Nähe zulassen, rausgehen, spielen und damit Sicherheit und Ruhe vermitteln.

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