Corona: Grundimmunisierung der Bevölkerung hat eingesetzt


Ein hochkarätiger Experte hat beim vierten Gesundheitsforum der Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm über die aktuellen Corona-Aussichten gesprochen. Zu Gast im Landratsamt war Prof. Dr. Thomas Mertens. Er ist Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert-Koch-Institut.

Geschäftsstellenleiter Marc Löchner (links) gewann Gunnar Geuter (Mitte) vom LGL und den STIKO-Vorsitzenden Professor Thomas Mertens (rechts) für das jüngste Gesundheitsforum der Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm

Mertens: "Corona bleibt uns erhalten"

Professor Mertens, von 1998 bis 2018 Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Ulm, sagte vor etwa 20 interessierten Fachgästen aus dem Gesundheitsbereich: "Corona wird uns erhalten bleiben - ganz sicher über die Generation unserer Urenkel hinaus." Was sich schlimm anhört, ist jedoch nicht so gravierend, denn es habe bereits ein Normalisierungsprozess eingesetzt. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen in Deutschland sei inzwischen immunisiert, da sie schon einmal eine Corona-Erkrankung durchgemacht habe und/oder geimpft sei, so Professor Mertens: "Mittlerweile hat sich in der Bevölkerung eine Grundimmunisierung eingestellt, weil viele Menschen schon einen Antigen-Kontakt gehabt haben."

Eine Mehrfach-Impfung sei empfohlen

Wer von einer Corona-Erkrankung genesen ist, dem empfiehlt Professor Mertens zur Sicherheit zusätzlich eine Dreifach-, bei Risikopatienten auch eine Vierfach- oder in Ausnahmefällen Fünffach-Impfung. Zu den Risikopatienten zählt er ältere Menschen und Patienten, deren Immunsystem geschwächt oder nur eingeschränkt funktionstüchtig ist. Wer zu dieser Gruppe gehört, sollte eine FFP2-Maske in geschlossenen Räumen tragen, so seine Empfehlung.
Für den Herbst und Winter 2022/23 erwartet der STIKO-Vorsitzende, dass wir einer Mischung verschiedener Virusvarianten ausgesetzt sein werden. "Es wird mehrere Varianten geben, die versuchen, die Immunität zu unterlaufen." Mertens schätzt, dass der Gipfel der Infektionswelle im Dezember erreicht sein werde. Ansatzlose Massentests, zum Beispiel von Schulklassen oder Kita-Gruppen, hält der Experte nicht mehr für angebracht. Das sei "nicht mehr hilfreich".

Impfung verhindere einen lebensgefährlichen Verlauf

Mertens räumte zudem mit dem weit verbreiteten Irrtum auf, dass Impfen dauerhaft gegen eine Corona-Infektion schütze. Dies sei nicht der Fall, man könne sich mehrmals mit dem Virus infizieren, der Impfschutz und die Immunität des/der Genesenen verhindere allerdings einen lebensgefährlichen oder tödlichen Krankheitsverlauf.
Insgesamt könne es die Menschheit - wie vor, so auch nach Corona - mit weiteren Pandemien zu tun bekommen. Die Wahrscheinlichkeit dafür habe zugenommen. Als Gründe nannte Mertens: Das Bevölkerungswachstum, die Massentierhaltung, die Globalisierung, die internationale Mobilität und den Klimawandel.

Vierte Auflage des Gesundheitsforums

Das Referat fand im Rahmen des mittlerweile vierten Gesundheitsforums statt. Die Chancen, dass es in den nächsten Jahren weitere Aktivitäten der Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm geben wird, stehen gut. Der "Vater der Gesundheitsregionen in Bayern", Gunnar Geuter vom zuständigen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, dankte anlässlich des Gesundheitsforums "für das große Engagement": "Der Landkreis Neu-Ulm ist sehr aktiv." Wie Landrat Thorsten Freudenberger und der Geschäftsstellenleiter Marc Löchner erläuterten, werde der Antrag für die anstehende zweite Förderungsphase (2023 – 2027) nun beim Freistaat gestellt, nachdem der zuständige Kreistagsausschuss sich jüngst einstimmig für eine Fortsetzung ausgesprochen hat.

Landrat Freudenberger als Vorsitzender des Gesundheitsforums dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz im gesamten Gesundheitsbereich und lobte die hervorragende Vernetzung mit der Gesundheitsregion plus, von der alle Seiten profitierten.

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