„Nachhaltigkeit rechnet sich“


„Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Dieser philosophische Satz von Erich Kästner kann auch auf den Klimawandel angewandt werden. Nur wer sich tatsächlich nachhaltig verhält und es nicht bei Absichtserklärungen belässt, der trägt wirklich zum Umwelt-, Arten- und Klimaschutz bei. Wie es geht, das zeigen seit Jahren zwei mittelständische Unternehmen aus der Region: die Firma elobau aus Leutkirch und die Firma e.systeme21 GmbH aus Ulm.

Beim 20. Treffen des Betrieblichen Nachhaltigkeitsnetzwerks, das der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm, Matthias Rausch, organisiert hatte, präsentierten die beiden Unternehmenslenker Michael Hetzer (elobau) und Norbert Unterharnscheidt (e.systeme21) ihre unternehmerische Entwicklung.

Im Jahr 2009 begann die Revolution bei elobau. Es wurde ein Masterplan aufgestellt - mit dem Ziel, das Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren, welches das Leutkircher Unternehmen insgesamt ausstößt. Es folgten in den darauffolgenden Jahren viele wegweisende Projekte: Elobau stieg in die Erzeugung erneuerbarer Energien ein und verbesserte konsequent die Energieeffizienz. Bereits 2012 wurde das erste energiepositive Gebäude gebaut. Mittlerweile erzeugt das Unternehmen mehr Energie, als es verbraucht. Die Fahrzeugflotte wurde auf Elektrofahrzeuge umgestellt, und auch die Anfahrt der Mitarbeitenden über Mitfahrzentrale und Shuttleverkehr nachhaltig gestaltet. Pflanzenbasierte Rohstoffe, die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft und eine nachhaltige Produktentwicklung sind aktuelle Themen.

2016 firmierte Inhaber Michael Hetzer sein Unternehmen zur Stiftung um. Es ist seither auch gemeinwohlbilanziert, das heißt die Firmengruppe orientiert ihre Geschäftspolitik an der Gemeinwohl-Ökonomie. Die Leitidee von elobau-Inhaber Michael Hetzer ist: „Führung nachhaltig gestalten.“ Seine Produkte und Dienstleistungen bewirbt er mit dem Slogan: „sustainable solutions“ („nachhaltige Lösungen“).

Damit sind die Leutkircher am Markt höchst erfolgreich. Sie haben rund 1200 Mitarbeitende, sind vertreten in 38 Länder und machen 165 Millionen Euro Jahresumsatz mit konsequent ökologischem, gemeinschaftlichem, gemeinwohlorientiertem Handeln. So verwirklicht elobau kundenspezifische Lösungen und Flexibilität durch eine hohe Fertigungstiefe. Mit dem Ergebnis: „Nachhaltigkeit rechnet sich!“, so Hetzer.

Das elobau-spin-off „elocompanion“ – gemeint ist damit eine Ausgründung des Unternehmens – berät andere Unternehmen, wie diese selbst nachhaltig wirtschaften können. Eine zentrale Empfehlung lautet: „Behebe den Fehler im System, anstatt nur an den Symptomen zu kurieren und das Übel nicht an der Wurzel zu packen.“

Auch Norbert Unterharnscheidt zeigt an seinem Handwerksbetrieb für Energiesysteme, dass es gelingen kann, ihn hundertprozentig energieautark und klimaneutral zu machen und gleichzeitig rentabel  zu wirtschaften.  Sein Gewerbetrieb mit 20 Mitarbeitenden im Industriegebiet Ulm-Donautal ist in den Sektoren Strom, Wärme und Mobilität vollständig CO2-frei.

Kern des Lösungsansatzes, das Unternehmen energieautark zu machen, ist eine Wasserstoff-Infrastruktur, welche den Strom der 80 Kilowatt-Peak Photovoltaikanlage auf dem Dach und an der Fassade einerseits in Batterien speichert und gleichzeitig einen Elektrolyseur mit grüner Energie versorgt. Der erzeugte Wasserstoff wird im Sommer in 300 Druckflaschen gespeichert und in den kalten Monaten entweder mittels einer Brennstoffzelle rückverstromt oder in Wasserstoff-Dunkelstrahlern für die Heizung genutzt.

Die durchschnittlichen Energiekosten für Strom und Wärme betragen in diesem System über das ganze Jahr gerechnet circa 25 Cent pro Kilowattstunde. „Das ist für ein typisches mittelständisches Unternehmen sehr attraktiv“, betonte Norbert Unterharnscheidt. Die teuersten Faktoren, so informierte er, seien noch der Transport und die Speicherung von Wasserstoff. Je mehr sich der Energieträger Wasserstoff aber etabliere, desto günstiger werden sich laut Unterharnscheidt die Kosten entwickeln. 

Ergänzend hat Norbert Unterharnscheidt sein Bestandsgebäude mit 350 Quadratmeter Büro- und 300 Quadratmeter Lagerfläche nachhaltig gestaltet.

Um der Nachhaltigkeit zum Durchbruch zu verhelfen, bedürfe es vor allem eines Haltungs- und Verhaltenswandel, der den Technologiewandel befördere, stellte Klimaschutzmanager Matthias Rausch vom Landratsamt Neu-Ulm abschließend heraus.

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Sie referierten beim 20. Treffen des Betrieblichen Nachhaltigkeitsnetzwerks im Hotel in Seligweiler an der A8. Von links: Matthias Rausch (Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Neu-Ulm), Michael Hetzer (Firma elobau), Norbert Unterharnscheidt (Firma e.systeme21). Rechts im Hintergrund das bislang einzige Windrad auf dem Gebiet des Landkreises Neu-Ulm.                                                 
Foto: Jürgen Bigelmayr / Landratsamt Neu-Ulm

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