Prävention soll weiter in den Fokus genommen werden
Glimpflich und mit einem „blauen Auge davongekommen“ ist der Landkreis Neu-Ulm im Vergleich zu anderen Landkreisen beim Hochwasser und dem damit verbundenen Katastrophenfall Anfang Juni 2024. Dennoch gilt es, aus den Geschehnissen zu lernen und für die Zukunft vorzusorgen. Darüber herrschte Einigkeit beim Austauschtreffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der Landkreiskommunen, zu dem das Landratsamt Neu-Ulm eingeladen hatte. Erich Winkler leitete in Vertretung von Landrätin Eva Treu, die diesen Austausch bereits während des K-Falls angeregt hatte, das Treffen. Ebenfalls mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter des Wasserwirtschatsamts Donauwörth, des Landratsamts sowie Kreisbrandrat Dr. Bernhard Schmidt.
Als wesentlich wurden vor allem Präventionsmaßnahmen angesehen. Denn es wird künftig und voraussichtlich in immer kürzeren Abständen mit Hochwasser und Starkregenereignissen gerechnet. Es sei wichtig und effektiver, den Ereignissen und der Katstrophe so gut wie möglich vorzubeugen, um Gefahren für die Bevölkerung abzuwehren sowie kräfteraubende Einsätze und die Beseitigung der Schäden im Nachgang zu verringern. Neben Maßnahmen und Vorkehrungen, welche die Kommunen selbst vornehmen, wurden Abstimmungen untereinander auf Landkreisebene als zielführend angesehen. Die Koordination hierzu erfolgt über das Landratsamt. Ein Austausch auf Arbeitsebene sowie weitere Treffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern sind vorgesehen. Hintergrund ist, dass Technischer Hochwasserschutz an großen Gewässern (erster und zweiter Ordnung) die Aufgabe des Freistaates Bayern ist. Technischer Hochwasserschutz an kleinen Gewässern und der Schutz vor lokal anhaltenden (Stark-)Niederschlägen liegt in der Zuständigkeit der Kommunen.
Im nächsten Schritt will sich das Landratsamt genauer mit den koordinierenden Aufgaben befassen. Denkbar ist für die Kreisverwaltung beispielsweise ein Katstrophenschutzlager, in dem zentral verschiedene Materialien gelagert werden. Hier sind unter anderem Sandsäcke, Feldbetten und mobile Hochwasserschutzelemente zu nennen. Dabei soll das Lager nicht nur für Hochwasserereignisse, sondern für verschiedene mögliche Katastrophenszenarien bestückt werden. Dazu gehören z. B. Blackouts (langanhaltende Stromausfälle) oder besondere Hitzeereignisse.
Darüber hinaus sind interkommunal abgestimmte Hochwasserschutzmaßnahmen, die Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger für Eigenvorsorge sowie die Schaffung weiterer Pegelmessstellen vorgesehen. Das Landratsamt Neu-Ulm wird hierfür ein Schreiben an das zuständige Landesamt für Umwelt (LfU) mit der Bitte zur Einrichtung neuer Messstellen verfassen. Die gewünschten und mögliche Standorte werden im Vorfeld mit den Kommunen und dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth besprochen.
Ein großer Dank bei der Besprechung ging an alle Einsatzkräfte, die „einen tollen Job gemacht haben“ wie stellvertretender Landrat Erich Winkler betonte. Die verschiedenen Organisationen hätten sehr gut zusammengearbeitet und wieder einmal gezeigt, dass man sich im Ernstfall voll auf sie verlassen könne.
Zusammengefasst gab es in der Zeit vom 31. Mai bis 07. Juni 880 reine Unwettereinsätze wie Kreisbrandrat Dr. Schmidt informierte. Das entspricht im Vergrleich rund einem Fünftel der Gesamteinsätze von 2023. Dabei waren über 1.700 Kräfte von Feuerwehr, Bayerischem Roten Kreuz, Technischem Hilfswerk und Polizei im Einsatz. Zudem wurden rund 78.000 Sandsäcke während des Hochwassers gefüllt.
Aktuell läuft noch die Bearbeitung der Soforthilfen. Insgesamt sind 242 Anträge eingegangen, teilte Martin Schadl, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, mit. Davon bearbeitet sind 236 Anträge und 169 Anträge wurden ausbezahlt. Hier flossen Gelder in Höhe von rund 382.000 Euro.
Ein nächstes Austauschtreffen mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern ist nach den Sommerferien vorgesehen.