Menschen mit Demenz zeichnet viel mehr als nur die Krankheit aus


Filmpremieren in Kinosälen sind eigentlich nichts Außergewöhnliches. Doch die Präsentation der Kurzfilmreihe „Deine Welt in meiner Welt – Sichtbarkeit schafft Teilhabe“ war doch etwas Besonderes. Zum Abschluss der Demenzkampagne 2024 der Gesundheitsregionplus im Landkreis Neu-Ulm zeigte Dr. Sarah Straub im Dietrich-Theater Neu-Ulm vier Filme zum Thema Demenz. Sie wollte damit Menschen mit Demenz „ein Gesicht geben“, Betroffene zeigen und verdeutlichen, dass die Personen immer noch ein Leben haben und leben. „Ich wollte Ihnen diese Welt zeigen, wie ich sie mit meinen Augen sehe“, sagte Sarah Straub. Über ein Jahr hat sie an diesen Filmen gearbeitet und mit ihnen Neuland betreten. Denn bis jetzt machte sie vor allem als Liedermacherin und Buchautorin auf dieses wichtige Thema aufmerksam. Ein Thema, das in unserer Gesellschaft immer wichtiger wird und deshalb in die Öffentlichkeit getragen werden muss. Aus diesem Grund hat Marc Löchner, Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionplus im Landkreis Neu-Ulm dieses Jahr verschiedene Veranstaltungen hierzu organisiert. „Wir wollen die Menschen aufklären und sensibilisieren“, erläutert Marc Löchner. Dabei sei es besonders wichtig, niedrigschwellige Angebote zu machen. Dazu gehörte z. B. eine Vorlesung mit Dr. Sarah Straub in der Berufsfachschule für Pflege der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Denn Sarah Straub promovierte nicht nur über Demenzerkrankungen und forscht hierzu am Universitätsklinikum Ulm, sondern war selbst eine pflegende Angehörige mit Anfang 20. Zudem gab es Besuche der demenzfreundlichen Apotheken im Landkreis Neu-Ulm. Sieben demenzfreundliche Apotheken gibt es aktuell im Landkreis, die nach einer entsprechenden Schulung ihre Kundinnen und Kunden bei Fragen zum Thema Demenz beraten können.

Besuchten die Abschlussveranstaltung der Demenzkampagne (v. l.):  Dr. Christine Schwendner (Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention), Landrätin Eva Treu, Marc Löchner (Geschäftsstellenleiter Gesundheitsregionplus im Landkreis Neu-Ulm), Dr. Sarah Straub, Thorsten Freudenberger (Mitglied des Landtags), Klaus Holetschek (ehemaliger Bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege) und Dr. Eva-Luisa Schnabel (Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Pflege). Foto: Thomas Melcher

Die unterschiedlichen Stadien und Ausprägungen von Demenz zeigt Dr. Sarah Straub in ihren Kurzfilmen. Da gibt es z. B. Helga, die zwar öfters Wortfindungsstörungen hat, deren Körper sich aber gemeinsam im Tanz mit ihrem Partner Michael an die unterschiedlichsten Schrittfolgen erinnert. Oder Ute, deren Mann Bernhard an frontotemporaler Demenz erkrankt ist, und die sich keinesfalls in einer Opferrolle sieht, sondern zeigen möchte, „dass immer noch viel möglich ist“. Und da gibt es Anneliese, Leo und Annelie, die im Pflegeheim leben, aber sich immer noch an „kleinen Dingen“ erfreuen, die das Leben lebenswert machen: Spiele, Kegeln, Musik, Spaziergänge und vieles mehr. In einem vierten Kurzfilm wurde der Verein Desideria Care vorgestellt, der die pflegenden Angehörigen in den Fokus nimmt und sie begleitet.

Alle vier Filme stehen ab sofort kostenlos auf der Website https://www.deine-welt-in-meiner-welt.de zur Verfügung. Diese können z. B. für Vorträge, Schulungen oder den Unterricht genutzt werden.

Beeindruckt von der Demenzkampagne und der Abschlussveranstaltung zeigten sich auch der ehemalige Bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, sowie Landrätin Eva Treu. „Wir müssen die Menschen sichtbar machen, ein Bewusstsein für sie schaffen und ihnen Teilhabe ermöglichen“, meinte Holetschek. Dies mache Veranstaltungen wie diejenigen der Gesundheitsregionplus und engagierte Botschafterinnen wie Dr. Sarah Straub „so wichtig und wertvoll“, ist Landrätin Eva Treu überzeugt. Bereits bei ihrem ersten Treffen mit Dr. Sarah Straub zum Thema Demenz im Rahmen des Gesundheitsforums der Gesundheitsregionplus in der ersten Jahreshälfte zeigte sich Treu von deren Wissen und Engagement so beeindruckt, dass die Premiere der Kurzfilmreihe für sie ein Pflichttermin war. Ebenso wie für die über 100 Gäste im Kino, die einen nachdenklichen, aber auch humorvollen Abend erleben durften und denen gezeigt wurde, dass Menschen mit Demenz nicht nur über ihr Krankheitsbild definiert werden dürfen, sondern immer noch Menschen, Mütter, Väter, Partner, Freunde und so vieles mehr sind.

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