Zwerg-Zebus grasen auf Flächen der Stadt Neu-Ulm


In der Stadt Neu-Ulm gibt es insgesamt 491.300 Quadratmeter Biotop- und Ausgleichsflächen. Eine erste dieser Flächen wird in Sachen Pflege seit Kurzem nicht mehr gemäht, sondern beweidet. Und zwar von Zwerg-Zebus. Bewährt sich das Projekt, könnten bald noch mehr Zwerg-Zebus friedlich auf Neu-Ulmer Wiesen grasen.

Ausgleichsflächen kompensieren den Verbrauch von Land durch Neubauten. Wird Fläche neu überbaut, müssen quasi als Gegenleistung für die Natur Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Die Bewirtschaftung der Flächen, also die Pflege, erfolgt mit dem Ziel, artenreiche Magerwiesen zu erhalten, die eine Vielzahl an ökologischen Nischen für Pflanzen und Lebewesen beinhaltet. Ein Teil der sich im Unterhalt der Stadt befindlichen Ausgleichsflächen wird von der Stadtverwaltung gepflegt. Für die Pflege des anderen Teils konnten Landwirte gewonnen werden.

Für die Fläche, auf der nun die Zwerg-Zebus weiden, fanden sich in der Vergangenheit keine Interessenten, die die Fläche im Austausch für das zu gewinnende Heu mähen wollten. Daher ist in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Neu-Ulm die Idee der extensiven Beweidung entstanden.

Ausgangspunkt für das Projekt waren Bauhofschulungen für die Mitarbeiter aller Bauhöfe im Landkreis Neu-Ulm, die Rudolf Siehler und Jonas Benner vom Fachbereich Naturschutz und Landschaftsplanung zum Thema Pflege von Grünflächen abgehalten haben. Dabei haben sie unter anderem auch das Thema Beweidung angesprochen und dafür geworben. Das Konzept sollte naturschutzfachlich abgestimmt sein, da nur unter bestimmten Voraussetzungen ein positiver Effekt entstehen kann.

Zu beachten ist, dass ein flächenangepasstes Beweidungskonzept erstellt wird und dass die Fläche sehr extensiv beweidet wird; das heißt, entweder mit vielen Tieren eine sehr kurze Zeit oder mit wenigen Tieren einen längeren Zeitraum. Ob eine Beweidung sinnvoll ist, hängt immer stark von der Fläche ab, von der Größe und ob ein Landwirt mit entsprechenden Tieren wie vor allem Schafen, Ziegen oder extensiven Rindern zur Verfügung steht.

Zwerg-Zebus auf einer Wiese der Stadt Neu-Ulm. Foto © Stadt Neu-Ulm

Zwerg-Zebus sind durch ihre Trittsicherheit und ihr geringes Eigengewicht - Bullen wiegen bis zu 500 Kilogramm, Kühe bis zu 350 Kilogramm - hervorragend für die Beweidung geeignet, da sie keine Flurschäden verursachen.

Seit dem Frühjahr grasen erwachsene Tiere und auch ein Jungtier auf den städtischen Flächen. Wo genau sich diese Flächen im Stadtgebiet befinden, wird nicht verraten, um einen Zebu-Tourismus und mögliche illegale Fütterungen der Tiere zu vermeiden.

Sowohl für die Stadt, als auch für die Besitzer der Zwerg-Zebus ist diese Art der Beweidung von Vorteil: Die Stadt Neu-Ulm ist froh, dass die Flächen ganz im Sinne einer ökologisch wertvollen Bewirtschaftung beweidet werden und somit keine Kosten für eine maschinelle Mahd anfallen. Die Besitzer der Zwerg-Zebus freuen sich im Gegenzug, dass ihre Tiere auf unentgeltlich zur Verfügung gestellten Flächen grasen dürfen. Darüber hinaus wird das Projekt von den Besitzern der Zwerg-Zebus mit viel Engagement und Fachwissen begleitet.

Die Stadtverwaltung kann sich vorstellen, auch weitere Flächen zu beweiden, sofern Interessenten und passende Tiere hierfür gefunden werden.

Auch die Gemeinde Pfaffenhofen hat bereits ein ausgedehntes Beweidungskonzept (mit Schafen und Rindern), das mit dem Fachbereich Naturschutz und Landschaftsplanung am Landratsamt abgestimmt wurde. Außerdem laufen auf zwei größeren landkreiseigenen Flächen ebenfalls Beweidungsprojekte die durch den Fachbereich Naturschutz und Landschaftsplanung initiiert wurden. Eines befindet sich südlich von Wallenhausen. Dort grasen auf einer sieben Hektar großen Fläche Schottische Hochlandrinder im dritten Jahr. Im Obenhausener Ried gibt es seit zwei Jahren ein Beweidungsprojekt auf einer fünf Hektar großen Fläche - ebenfalls vor allem mit Schottischen Hochlandrindern.

Vorteile

Positive Effekte von Beweidungsprojekten sind unter anderem:

  • Flächen, die mit Maschinen schlecht oder nicht pflegbar sind, werden im Sinne des Naturschutzes gepflegt und offen gehalten
  • Die Beweidung ist für Insekten die schonendste Form der Pflege
  • Es entsteht ein kleinräumiges Lebensraummosaik, auf das viele Tierarten angewiesen sind
  • Es entsteht ein eigenes kleines Ökosystem aus dem Dung, das Nahrung für viele Tierarten liefert wie Spinnen, Vögel, Fledermäuse
  • Bei richtiger Beweidung wird die Pflanzenarten- und Tierartenanzahl erhöht
  • Die Beweidungstiere sorgen für einen Samenaustausch zwischen den Flächen
  • Die Flächen bleiben in der landwirtschaftlichen Nutzung bzw. kommen wieder in eine landwirtschaftliche Nutzung
  • Das Tierwohl ist extrem hoch
  • Es wird auf den Flächen hochwertigstes Fleisch produziert
  • Und je nach Absprache spart sich die Gemeinde die Pflegekosten

Info Zwerg-Zebus

Die bis zu 1,30 Meter (Schulterhöhe) großen Zwerg-Zebus gehören zu den sogenannten Buckelrindern. Daher auch der Name: Das Wort Zebu wird vom tibetanischen Wort „zeu“ beziehungsweise „zeba“ abgeleitet, welches so viel wie „Buckel“ heißt. Der Buckel ist bei den männlichen Tieren wesentlich stärker ausgeprägt als bei den weiblichen. Es ist kein Fettspeicher wie bei Kamelen, sondern besteht aus marmoriertem Muskelfleisch.

Zwerg-Zebus auf einer Wiese der Stadt Neu-Ulm. Foto © Stadt Neu-Ulm

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