Caro Matzko schaffte es aus dem „Selbstvertrauensloch“


Sie hat Essstörungen und Depressionen hinter sich und weiß daher, wovon sie spricht. Caro Matzko, TV-Star, Moderatorin und Autorin, eröffnete in der Hochschule Neu-Ulm (HNU) die Reihe "Herbstgespräche Seelische Gesundheit". Gemeinsame Veranstalter sind die Gesundheitsregionplus Landkreis Neu-Ulm, die AOK Günzburg und die Psychotherapeutenkammer Bayern.

Caro Matzko präsentierte sich ehrlich, schonungslos offen und zwischendurch auch immer wieder humorvoll, wie man sie als Partnerin von Kabarettist Hannes Ringlstetter im Bayerischen Fernsehen kennt. Von München, wo sie jetzt lebt, kam sie mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem Hund auf Heimatbesuch. Auch ihre Eltern, bei denen sie in Reutti aufgewachsen ist, kamen mit zum Vortrag in die Hochschule Neu-Ulm.

Im Hörsaal A der HNU berichtete sie von ihren Essstörungen, die sie beinahe das Leben gekostet hätten, und ihrer Erschöpfungsdepression (Burn-Out). Niedergeschrieben hat sie ihre Krankheitsgeschichte in ihrem Buch „Size egal“, das sie zusammen mit ihrer ebenfalls betroffenen Freundin Tanja Marfo verfasst hat.

Während ihrer Pubertät fühlte sich Caro Matzko zu dick und nicht schön genug. Sie verglich sich ständig mit den vermeintlich besser aussehenden, dünnen Mädchen und geriet in einen Loyalitätskonflikt zwischen dem leistungsbetonten Elternhaus und dem Wunsch nach pubertärem Aufbegehren. „Ich hatte überhaupt keinen Platz mehr, an dem ich mich angenommen fühlte“, sagte sie. Sie dachte: „Ich gehöre nicht dazu.“

So geht es heute vielen Heranwachsenden -  „das Mobbing beginnt ja schon in der Grundschule“, sagte Caro Matzko. Viele Teenager befänden sich im „Selbstvertrauensloch“. Ihr Körper zeige, wenn es ihrer Seele nicht gut gehe. Caro Matzko litt unter der Essstörung Magersucht - so massiv, dass sie zu sterben drohte. Zwei stationäre Therapien retteten sie, so liest man in ihrem Buch.

Als sie um die 30 Jahre alt war, kehrten die Essstörungen zurück. Wieder setzte sie sich selbst unter Druck. Eine toxische Beziehung, eine anstehende Hochzeit, die biologische Uhr tickte, ihre innere Stimme diktierte: „Das muss jetzt unbedingt sein, sonst bist du zu alt!“ Erst als sie sich davon löste und ihre Hochzeit absagte, ging es ihr wieder besser. Sie heiratete später ihren heutigen Mann und wurde Mutter.

Doch der Druck in Deutschlands teuerster Stadt, München, zu wohnen, Mutterschaft und Job zu verbinden, sei ungeheuer gewesen, sagt Matzko:  So war zwar die Essstörung vorbei, doch rutschte sie in die Arbeitssucht. Caro arbeitet - bis heute - als freie Journalistin und Moderatorin: Das bedeutet, nur wer viel arbeitet, kann viel Geld verdienen. „Ich dachte, ich fahre gegen die Wand.“ Die ärztliche Diagnose lautete: Burn-out-Syndrom/Erschöpfungsdepression. „Ich wurde zum Workaholic, hatte aber permanent das Gefühl nicht genug zu liefern, im Job, als Mutter und Partnerin. Das überforderte mich“, erzählte Caro Matzko.

Heute, im Alter von 44 Jahren, geht es Caro Matzko gut. Sie hat das Burnout mit Verhaltens- und Traumatherapie sowie Antidepressiva in den Griff bekommen, achtet aber auch auf Ausgleich im Alltag: Yoga, ausreichend Schlaf, viel Zeit an der frischen Luft mit ihrem Hund und wenig Alkohol.

Außerdem, so Caro Matzko, „habe ich gelernt, einen nicht so hohen Anspruch an mich selber zu haben“. „Seid gnädig mit euch selbst!“, ruft sie ihrem Publikum zu. Sie schafft es jetzt, auszuhalten, „dass ich manchmal nur mittelmäßig und auch mal traurig bin“.

Die frühere Schülerin des Lessing-Gymnasiums Neu-Ulm und des Humboldt-Gymnasiums Ulm hat mit den Jahren ihre Mitte gefunden: „Ich fühle mich total wohl, und ich liebe meine Arbeit.“ Dass sie in ihrer Familie geborgen ist, das sahen die Besucherinnen und Besucher ihrer Lesung bei den „Herbstgesprächen Seelische Gesundheit“.

Im Laufe des November finden insgesamt acht Veranstaltungen in der Reihe „Herbstgespräche Seelische Gesundheit“ statt. „Sie sollen psychisch erkrankte Menschen Unterstützung und Hilfe geben. Ich freue mich darauf“, sagte abschließend Marc Löchner, der Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionplus Landkreis Neu-Ulm.

Herbstgespräche mit Caro Matzko

Bevor die Veranstaltung begann, stellte sich Caro Matzko mit den Vertreterinnen und Vertretern der Veranstalter zum Gruppenbild (von links): Marc Löchner, Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm, Michaela Kaiser, Psychotherapeutenkammer Bayern, Ottmar Pfanz-Sponagel, AOK Günzburg, Caro Matzko mit Hund sowie Prof. Dr. Jens Kolb von der Hochschule Neu-Ulm.      

       Foto: Stefanie Wiedemann / Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm

Nach oben