Gewalt an Kindern: Solidarität, Mitgefühl und Anstöße für Umdenken


Anlässlich des „Internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen“ am 25. November zeigt die Neu-Ulmer Künstlerin Melanie Meyer im Foyer des Landratsamts (Kantstraße 8) bis zum 12. Januar 2024 die Schau „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf“. Veranstalter ist die Gleichstellungsstelle des Landkreises in Kooperation mit der Diakonie, Arbeiterwohlfahrt (AWO) und Katholischen Jugendfürsorge (KJF) des Bistums Augsburg.

Skulpturen aus weißem Gips, die die Neu-Ulmer Künstlerin zum Thema sexualisierte Gewalt in der Kindheit gestaltet hat, symbolisieren persönliche Situationen von Betroffenen. Verdeutlicht werden die Geschichten jeweils mit einem persönlichen Text zu den einzelnen Werken, der auf Spiegel gedruckt ist.

Eine Figur trägt den Titel: „Nachts in der Schutzhaltung schlafend“. Die weiße Gipshaut ist mit schwarzen Handabdrücken übersät. Symbol für toxische Berührungen. Daneben befindet sich ein Spiegel, auf dem in schwarzer Schrift geschrieben steht: „Als Kleinkind hatte ich keine Ahnung, was Recht ist und was Missbrauch: Ich war schutzlos ausgeliefert.“

Mit solchen eindrücklichen Sätzen und Szenerien konfrontiert Melanie Meyer die Besucherinnen und Besucher ihrer Ausstellung mit dem Leid von Menschen, die - meist bereits im Kindesalter - sexualisierte Gewalt erfahren haben und viele Jahre danach noch darunter leiden.

Einfühlsam legt Melanie Meyer die Gefühlswelt von Menschen offen, die „sexuell missbraucht“ worden sind, wie man früher sagte. Die Künstlerin möchte für die Betroffenen eine Brücke bauen, um die Mauer des Schweigens zu durchbrechen, welche dieses immer noch tabuisierte Thema in der Gesellschaft umgibt.

Den Anstoß zu Meyers künstlerischen Auseinandersetzung gab im Jahr 2016 ein Fall von sexualisierter Gewalt im Verwandtenkreis, „der mich zutiefst schockiert hat“, so Meyer. Sie wandte sich mit ihren Mitteln der Kunst gegen das in solchen Fällen weit verbreitete „Verleugnen, Wegsehen und Augenverschließen“.

Solidarität, Mitgefühl mit den Betroffenen und ein Umdenken der Gesellschaft - dafür tritt Melanie Meyer mit ihren Skulpturen und Installationen ein. Jedes Kunstwerk trägt eine Botschaft, die in den Titeln zusammengefasst ist, zum Beispiel: „Gemeinsam und doch allein“, „Licht und Schatten: Die Dualität der Kirche“, „Nachts in der Schutzhaltung schlafend“.

Stellvertretender Landrat Erich Winkler sagte bei der Ausstellungseröffnung: „Frühe Hilfe und zugewandte, einfühlsame Reaktionen in der Familie und im sozialen Umfeld haben erhebliche Auswirkungen darauf, wie gut ein betroffenes Kind oder ein Jugendlicher beziehungsweise eine Jugendliche diese abscheuliche Tat verarbeiten kann.“

Mit melancholischer Klaviermusik umrahmte die georgische Pianistin Tamuna Baiaschwili die Vernissage. Sie spielte Kompositionen von Giya Kancheli, der „Komponist der Stille“ genannt wird.

Künstlerin Melanie Meyer (rechts) Hand in Hand mit ihrer musikalischen Begleiterin Tamuna Baiaschwili (links) vor ihrem Kunstwerk „Sprachlos“

Als Kooperationspartner war die Diakonie Neu-Ulm mit einem Infostand vertreten. Hier informierten die Gleichstellungsbeauftragte sowie ein Mitarbeiter (Suchtberatung/Psychologe, Mitglied der AG sexualisierte Gewalt) zu Schutzkonzepten und zum Schutzprozess zur Prävention sexualisierter Gewalt. Hier geht es vor allem darum Klienten und Mitarbeitende der Diakonie vor sexualisierter Gewalt zu schützen, zu intervenieren und bei Bedarf die Vorfälle zur Aufarbeitung an die richtigen Fachstellen weiterzuleiten.

Als weitere Beratungsstellen waren vor Ort: die AWO-Frauenberatung mit Notruf sowie das AWO-Frauenhaus in Neu-Ulm sowie die Katholische Jugendfürsorge (KJF) des Bistums Augsburg, Fachstelle gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Künstlerin Melanie Meyer (sitzend), umgeben von den Vertreterinnen und Vertretern der Ausstellungsveranstalter im Landratsamt. Im Bildvordergrund rechts ist die Skulptur „Nachts in der Schutzhaltung schlafend“ zu sehen.

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