Wenn man sich selbst vergisst


Bin ich „nur“ vergesslich oder sind das schon Anzeichen beginnender Demenz? Wie gehe ich selbst oder als Angehöriger mit der Diagnose Alzheimer um? Wo finde ich Unterstützung und Rat? Diesen und vielen weiteren Fragen widmet sich die Demenzkampagne 2024 der Gesundheitsregionplus. Geschäftsstellenleiter Marc Löchner hat sie unter dem Titel „Wenn man sich selbst vergisst“ ins Leben gerufen, um auf das wichtige Thema aufmerksam zu machen.

„Im Vordergrund der Veranstaltungsreihe steht die Aufklärung der Bevölkerung, aber auch der Austausch mit Fachleuten und Praktikern“, informiert Löchner. „Dabei sollen die Bevölkerung und interessierte Fachkreise über das Krankheitsbild sowie die Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen informiert werden.“

Denn in unserer immer älter werdenden Gesellschaft spielt diese Krankheit eine zunehmende Rolle. Als sachkundige Partnerin konnte Dr. Sarah Straub gewonnen werden. Dr. Sarah Straub promovierte nicht nur über Demenzerkrankungen und forscht hierzu am Universitätsklinikum Ulm, sondern kann auch wertvolle eigene Erfahrungen einbringen. „Ich war selbst eine pflegende Angehörige als ich Anfang 20 war“, erzählt die Diplom-Psychologin. Sie hat damals ihre Großmutter begleitet und es sich daraufhin „zur Lebensaufgabe gemacht, das Thema Demenz in die Mitte der Gesellschaft zu holen“, wie sie sagt. Ihr Ziel sei es, darüber aufzuklären, damit die Krankheit für viele kein Tabuthema mehr sei.

Deshalb freut sie sich sehr, die Veranstaltungsreihe im Landkreis Neu-Ulm zu unterstützen und gleichzeitig zu zeigen, „dass auch noch mit Demenz ein gutes Leben möglich ist und wie wichtig es ist, den Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.“

Wollen über das Thema Demenz aufklären (von rechts). Dr. Sarah Straub und Marc Löchner.

Geplante Veranstaltungen

Während des Jahres sind verschiedene Veranstaltungen geplant. Los geht es im Februar mit Fachvorträgen von Dr. Sarah Straub in den internen Arbeitsgruppen und Netzwerken der Gesundheitsregionplus Landkreis Neu-Ulm. Ebenfalls eine interne Veranstaltung ist eine Vorlesung für die Pflegeschülerinnen und –schüler an der Berufsfachschule für Pflege der Kreisspitalstiftung Weißenhorn. Die breite Öffentlichkeit ist dann zu Vor-Ort-Terminen mit Dr. Sarah Straub in den demenzfreundlichen Apotheken im Landkreis Neu-Ulm eingeladen. Diese sind für Juni, Oktober und November geplant. Ziel ist es, miteinander ins Gespräch zu kommen und aufzuzeigen, was sich hinter dem Begriff verbirgt: Bei demenzfreundlichen Apotheken handelt es sich um ein Projekt von WIPIG - Wissenschaftliches Institut für Prävention im Gesundheitswesen - sowie der Bayerischen Landesapothekerkammer und ihrer regionalen Qualitätszirkel. Die Teilnehmer beteiligen sich an einer Schulung, um ihre Kundinnen und Kunden bei Fragen zum Thema Demenz unterstützen zu können. Sieben demenzfreundliche Apotheken gibt es aktuell im Landkreis Neu-Ulm.

Zudem sind weitere Veranstaltungen während der fünften Bayerischen Demenzwoche vom 20. bis 29. September 2024 geplant. Für die Veranstaltungen im Landkreis Neu-Ulm übernimmt Dr. Sarah Straub die Schirmherrschaft. Zum Ausklang der Demenzkampagne im Landkreis Neu-Ulm will sie noch einmal gezielt den Fokus auf die Betroffenen legen und diese selbst zu Wort kommen lassen. Hierzu dreht sie kleine Videos mit den Betroffenen, die dann in einer Abschlussveranstaltung gezeigt werden.

Genauere Details zu den einzelnen Veranstaltungen werden rechtzeitig bekannt gegeben und unter anderem auf der Website des Landkreises Neu-Ulm unter www.landkreis-nu.de/Gesundheit/Veranstaltungen veröffentlicht.

„Die Idee für die gemeinsame Demenzkampagne ist Ende 2023 entstanden“, erzählt Marc Löchner. Als Höhepunkt der Veranstaltungen im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche im Landkreis Neu-Ulm war Dr. Sarah Straub - die auch Liedermacherin ist und ein Buch zum Thema Demenz veröffentlicht hat - mit einer Konzertlesung zu Gast. „Die Resonanz auf diesen Abend war so groß, dass wir beschlossen haben, dieses Jahr eine gemeinsame Kampagne zu starten“, teilt Löchner mit.

Die Demenzkampagne „Wenn man sich selbst vergisst“ bietet deshalb sowohl für Betroffene als auch Angehörige und alle Interessierten wertvolle Impulse. Denn gerade auch als pflegende Angehörige darf man sich nicht „selbst vergessen“, wie Dr. Sarah Straub betont, sondern sollte auch auf sich selbst schauen, notwendige Hilfe annehmen und sich Unterstützung suchen.

Anlaufstellen und weitere Informationen

Für Fragen steht Dr. Sarah Straub auch mit ihrer Online-Demenzsprechstunde zur Verfügung, die sie bereits seit einiger Zeit erfolgreich anbietet. Dort kann man sie per E-Mail oder im Live-Chat um Rat fragen und das jeweilige Anliegen klären. Weitee Infos unter https://www.sarah-straub.de/demenz/online-demenzsprechstunde

Weite Infos zum Thema Demenzfreundliche Apotheken gibt es unter https://www.wipig.de/materialien/projekte-downloads/item/demenzfreundliche-apotheke

Weitere Infos und Anlaufstellen zum Thema Demenz unter https://www.demenz-pflege-schwaben.de/  und
www.landkreis-nu.de/Anlaufstellen-pflegende-Angehoerige

Info: Zahlen zur Demenz

Auch die statistischen Zahlen zum Thema Demenz setzen ein deutliches Signal. So weist laut Bayerischem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mittlerweile jeder dritte Mensch über 90 Jahre Symptome von Demenz auf. Aktuell leben in Bayern rund 270.000 Menschen, die Demenz haben. Davon sind 189.000 Menschen weiblich, was einem Anteil von etwa 70 % entspricht. Bis zum Jahr 2030 sagen Prognosen, werde sich diese Zahl auf 300.000 Menschen und bis zum Jahr 2040 auf 380.000 Menschen steigern.

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