Gesundheitsregion bringt Experten zu Demenz und Pflege zusammen


Demenz - vor dieser Krankheit fürchten sich viele. Alle hoffen, daran nicht zu erkranken. Doch wenn man seine kognitiven Funktionen verliert und den Alltag nicht mehr eigenständig bewältigen kann, dann ist es das Wichtigste, dass man in gute Hände kommt: Familie, Pflegekräfte, Ärzte, Pflegestützpunkt, Freunde.

„Demenz und die Unterstützung der Betroffenen sowie ihrer Angehörigen ist ein wichtiges Thema für uns im Landkreis Neu-Ulm“, erläutert Landrätin Eva Treu. „Die Bedarfe steigen auch bei uns. Unzählige Personen im Pflegedienstbereich leisten jeden Tag hervorragende Arbeit. Sie zusammenzubringen, einen Austausch zu ermöglichen und zu erfahren, was sie umtreibt, wie man ihre Arbeit erleichtern kann und was sie sich für ihre Tätigkeit wünschen, ist das Ziel.“

Die Gesundheitsregionplus Landkreis Neu-Ulm mit ihrem Geschäftsstellenleiter Marc Löchner führt die Unterstützungspersonen zusammen - wie jüngst beim ersten Treffen des Netzwerkes Pflege im Landratsamt. „Die Einladung an Fachleute und Praktiker soll helfen, dass sich die betreffenden Personengruppen miteinander vernetzen und fachlich austauschen“, so Löchner.

Neuer Pflegestützpunkt im Landkreis

Jürgen Koch vom Fachbereich „Soziales und Senioren“ im Landratsamt Neu-Ulm kündigte an, dass 2024 der neue Pflegestützpunkt für den Landkreis  im Haupthaus des Landratsamts in der Kantstraße 8 in Neu-Ulm an den Start gehen werde. Dort erhalten pflegebedürftig gewordene Bürgerinnen und Bürger beziehungsweise deren Angehörige erste Informationen, was zu tun ist und wie geholfen werden kann.

Ausbildung in der Berufsfachschule für Pflege

Die Leiterin der neuen Berufsfachschule für Pflege in Weißenhorn, Heike Preßmar, schilderte die innovative Ausbildung von Pflegekräften im Landkreis. Derzeit absolvieren in Weißenhorn 20 Auszubildende (elf im Kurs 2022/25 und neun im Kurs 2023/26) eine „generalisierte Pflegeausbildung“ zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann.

Heike Preßmar hob die hohe Qualität der Lehre hervor: „Die Pflegeausbildung im Landkreis Neu-Ulm ist europaweit anerkannt.“ Zudem sei die 2022 eröffnete Einrichtung „die erste digitale, papierlose Berufsfachschule in Schwaben“. Demnächst, ab Frühjahr 2024, wird auch mit Hilfe virtueller Realität unterrichtet.

Tag der offenen Tür in der Pflegeschule am 15. März 2024

Am 15. März 2024 kann man sich bei einem Tag der offenen Tür in der Adolf-Wolf-Straße 26 in Weißenhorn selbst ein Bild von dem Leistungsspektrum der Kreisspitalschule machen.

Vor allem in der Altenpflege ist Demenz eine große Herausforderung. Dass Demenz aber nicht nur im hohen Alter auftreten kann, sondern auch schon in jüngeren Jahren – davon berichtete Dr. Sarah Straub.

Gemeinsam im Netzwerk für Pflege aktiv (von links): Hildegard Mack (Seniorenbeauftragte des Landkreises Neu-Ulm), Jürgen Koch (Landratsamt Neu-Ulm, Fachbereich Soziales und Senioren), Landrätin Eva Treu, Dr. Sarah Straub (Uni Ulm), Marc Löchner (Geschäftsstellenleiter Gesundheitsregion plus Landkreis Neu-Ulm), Heike Preßmar (Leiterin der neuen Berufsfachschule für Pflege in Weißenhorn).

Demenzexpertin Sarah Straub berichtet über frontotemporale Demenz

Bei aller Furcht vor der Demenz machte sie doch auch Hoffnung: „Ein gutes Leben mit Demenz kann gelingen, wenn die betroffenen Familien ein Netzwerk an Unterstützern um sich haben und individuelle Lösungen für individuelle Probleme möglich sind.“

Die Demenzexpertin an der Uniklinik Ulm informierte über die frontotemporale Demenz (FTD), eine spezielle Demenzform, die schon bei Patientinnen und Patienten im Alter um die 40 Jahre auftreten kann.

Die FTD ist die zweithäufigste Demenzform vor dem 65. Lebensjahr. Sarah Straubs jüngste Patientin war erst 37 Jahre. Symptome der FTD sind vor allem fortschreitende Verhaltensauffälligkeiten sowie Sprach- und Wortfindungsstörungen. Bei etwa 25 bis 50 Prozent ist die Krankheit genetisch bedingt, das heißt Patienten haben sie von Familienangehörigen ererbt.

Bei der Betreuung von Menschen mit FTD kommt es darauf an, einfühlsam zu sein, aber gleichzeitig Abstand zum/zur Erkrankten zu halten. „Viele FTD-Kranke mögen keine Berührungen und keine Nähe“, erläuterte Dr. Sarah Straub. Zudem ertragen es diese Menschen ihr zufolge nur schwer, wenn sie zu etwas gezwungen oder an ihrem Tun gehindert werden.

Sinnvoll und wichtig ist auch eine engmaschige ärztliche Begleitung. Am Universitätsklinikum in Ulm gibt es eine Spezialsprechstunde für frontotemporale Demenzen. Dr. Sarah Straub ist Teil des medizinischen Teams, zu dem Patientinnen und Patienten aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland kommen.

„Das Thema ist sehr dringend“, sagt sie. „Jede Woche haben wir in der Spezialsprechstunde acht bis zehn Patienten.“ Seit 2011 wurden in der Ulmer Uniklinik 1.500 Demenzkranke behandelt.

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